Große kommunale Krankenhäuser sind eine wesentliche Säule der stationären und ambulanten gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung – und zwar weit über die jeweilige Stadtgrenze hinaus.
Daseinsvorsorge
Große kommunale Krankenhäuser sind der Daseinsvorsorge verpflichtet. Stellvertretend für die Kommune stellen sie die stationäre Krankenhausversorgung sicher und behandeln jeden Patienten unabhängig von der finanziellen Vergütung für die Behandlung seiner Erkrankung. Das gilt auch für solche Patienten, um die es keinen Wettbewerb gibt, wie z.B. Menschen ohne Krankenversicherung oder Patienten mit finanziell nicht attraktiven Krankheitsbildern und mit Mehrfacherkrankungen. Daseinsvorsorge bedeutet aber auch, Einrichtungen und Personal für Notfälle vorzuhalten und über den eigenen Bedarf hinaus auszubilden.
Daseinsvorsorge ist ein zentraler gesellschaftlicher Auftrag. Er kommt – nicht nur im Bereich der Gesundheitsversorgung – zum Tragen, wenn der Markt versagt d.h. wenn Leistungen, die im Interesse des Gemeinwohls erforderlich sind, nicht ausreichend finanziert werden. Diese Daseinsvorsorge ist auf kommunaler und auf EU-Ebene definiert. Sie ist eine tragende Säule des Sozialstaats.
Besondere Leistungen der großen kommunalen Krankenhäuser
Große kommunale Krankenhäuser bieten besondere Leistungen an. Dies betrifft insbesondere
- die breite medizinische und pflegerische Notfallversorgung auch in der Nacht
- die hohe Interdisziplinarität in Zentren
- die umfangreiche Aus- und Weiterbildung von z. B. Pflegekräften und Fachärzten
- die uneingeschränkte und aufwändige Behandlung extrem schwer kranker Menschen, die durch Fallpauschalen nur teilweise bezahlt wird
- die patientennahe klinische Forschung, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu erhöhen.
Notfallversorgung
Rund um die Uhr und damit auch Nacht für Nacht stehen in den großen kommunalen Krankenhäusern Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen und zahlreiche, zum Teil hoch spezialisierte Pflegekräfte und medizinisch-technische Assistenzkräfte speziell für die Behandlung von Notfallpatienten bereit.
Hohe Interdisziplinarität
Da in Krankenhäusern der höchsten Versorgungsstufe vermehrt Patienten mit vielen Begleiterkrankungen oder anderen Komplikationen behandelt werden, ist dort in einem höheren Maß interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Sie ist fester Bestandteil des Alltags. Eine moderne Medizin ist ohne eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen Fachkliniken z.B. in Fallkonferenzen oder Tumorboards nicht mehr vorstellbar.
Aus- und Weiterbildung
Der Ausbildung von Pflegekräften und deren Fort- und Weiterbildung kommt angesichts der demografischen Entwicklung eine besondere Bedeutung zu. Viele große kommunale Krankenhäuser betreiben große Krankenpflegeschulen und bilden bewusst weit über den eigenen Bedarf hinaus aus.
Gerade die Weiterbildung von Assistenzärzten zu Fachärzten praktisch aller Fächer – einschließlich der seltenen und hochspezialisierten – ist Sache der großen kommunalen Krankenhäuser wie der Universitätsklinika. Die angehenden Fachärzte werden dabei von erfahrenen Fach- und Oberärzten angeleitet. Die Facharztweiterbildung ist eine Aufgabe von gesellschaftlicher Bedeutung. Bilden die großen Kliniken keine Fachärzte mehr aus, dann fehlt es nicht nur ihnen an qualifiziertem Nachwuchs, sondern bald auch in Deutschland an niedergelassenen Fachärzten.
Behandlung extrem schwer Kranker
Aus ihrem Selbstverständnis heraus als Häuser der höchsten Versorgungsstufe richten die kommunalen Großkrankenhäuser ihre Versorgung strikt an dem Bedarf aller Patienten aus. Ihre hohe fachlich-interdisziplinäre Kompetenz versetzt sie in die Lage, schwerste und seltene Erkrankungen sowie multimorbide Patienten kompetent zu behandeln, und das in weit größerem Umfang als kleinere Häuser.
Es handelt sich dabei um Patienten mit sehr komplexen und häufig unvorhersehbaren Krankheitsverläufen, die statistisch nicht zu erwarten sind. In der Regel sind dies schwierige und schwerste Krankheitsverläufe, die einen überdurchschnittlichen Ressourcenverbrauch erfordern (hohe Verweildauer, Einsatz teuerster Medikamente und Medizintechnik, eine komplexe interdisziplinäre Zusammenarbeit, enorme quantitative wie qualitative Personalvorhaltung).
Solche schweren Fälle mit nicht kalkulierbaren Verläufen werden nicht selten über die jeweiligen Fallpauschalen mit Haupt- und Nebendiagnosen und Mittelwertberechnungen nur unzureichend abgebildet.
Innovationen und medizinischer Fortschritt
Aufgrund hoher Patientenzahlen haben die großen kommunalen Krankenhäuser Zugang zur neuesten Medizintechnik und nehmen an der klinischen Forschung teil. Die Grundlagenforschung geschieht in Deutschland in erster Linie an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel den Max-Planck-Instituten.
Da die klinische Forschung die Nähe zum Patienten braucht, erfolgt sie vor allem in großen Krankenhäusern der höchsten Versorgungsstufe. Zuverlässige Ergebnisse vor allen Dingen bei vergleichenden Studien lassen sich zudem nur mit großen Patientenzahlen gewinnen. Aufgrund der Teilnahme an klinischen Studien erhalten die Patienten unter streng kontrollierten Bedingungen schon heute Zugang zu Medikamenten von morgen und zu neuen Therapien. Sie profitieren damit als Erste vom medizinischen Fortschritt.
Wirtschaftlichkeit und Tariftreue
Mit Hilfe moderner Managementmethoden und betrieblicher Innovationen gehen große kommunale Krankenhäuser mit ihren Vergütungen aus der Patientenversorgung verantwortungsvoll um und agieren äußerst wirtschaftlich.
Die kommunalen Großkrankenhäuser optimieren ihre Strukturen und Abläufe kontinuierlich, um die Qualität der medizinischen und pflegerischen Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten auf Dauer sicherzustellen. Da sie für Anteilseigner keine Dividenden erwirtschaften müssen, können sie ihre Überschüsse unmittelbar und vollständig für die Patientenversorgung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen verwenden.
Als faire Arbeitgeber sind sie tariftreu und nicht selten Spitzenreiter in der Tarifentwicklung, obwohl sie von Tarifaktionen wie Streiks oder Warnstreiks meist über die Maßen betroffen sind. Sie bieten eine sichere betriebliche Altersversorgung, ein faires Miteinander von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und aktive Beteiligung.
Nachhaltige Finanzierung
Große kommunale Krankenhäuser decken in der Regel das gesamte medizinische Spektrum ab, nehmen jeden Patienten auf und können und wollen sich nicht nur auf lukrative Bereiche spezialisieren. Sie sind rund um die Uhr für alle Fälle gerüstet und erbringen daher auch viele notwendige Leistungen, die nur ungenügend erstattet werden.
Weder eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit, ob im Alltag oder in eigenen Zentren, noch eine Facharztweiterbildung oder eine Notfallversorgung mit vielen Fachärzten rund um die Uhr gibt es zum Nulltarif. Die erbrachten Leistungen müssen angemessen vergütet werden.
Große kommunale Krankenhäuser sind faire Arbeitgeber und arbeiten wirtschaftlich. Sie sehen sich nicht der Gewinnmaximierung und der Ausschüttung von Dividenden verpflichtet. Erwirtschaftete Überflüsse werden direkt in die Patientenversorgung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Krankenhaus reinvestiert.
Die großen kommunalen Krankenhäuser brauchen bei der Krankenhausfinanzierung eine nachhaltige Lösung, sonst können sie ihr umfassendes Leistungsangebot rund um die Uhr nicht mehr gewährleisten.