Patientenstory: „Die Prothese war meine einzige Chance, das Bein zu behalten“

Bernd Martong, 64 Jahre
01.01.2019
Bernd Martong, 64 Jahre
Unerträgliche Schmerzen nach dem Unfall

Mein Arbeitsunfall damals war ein großer Schock. Es ging alles sehr schnell: Ich wollte eine Arbeitsbühne hochklettern und bin von der Leiter gefallen: 1,5 Meter tief, - eine ungünstige Höhe. Ich wollte aufstehen, aber mein Unterschenkel war zur Seite gedreht und innerhalb kurzer Zeit war mein Knie so groß wie ein Handball. Bei dem Sturz wurde mein äußeres Knie zertrümmert. Mein Arzt sagte: „Wenn es nach mir geht, kommt das Bein ab.“

Das war natürlich ein Riesenschock. Ich war ja gerade mal Mitte 40! Am Ende hat mich mein Arzt aber ans Klinikum Braunschweig überwiesen. Aufgrund meines jungen Alters hatten die Ärzte mir eine Teilprothese eingesetzt. Das ging erst einmal gut, ich konnte sogar wieder in der Produktion arbeiten – abwechselnd im Stehen und im Sitzen. Aber nach zwei Jahren habe ich es nicht mehr ausgehalten, so groß waren die Schmerzen, weil die Knochen aufeinander gerieben haben. Mit der Teilprothese hätte ich nicht weiterleben können.

 

Vollprothese nach eingehender ärztlicher Beratung

Herr Schwarz, der Leitende Abteilungsarzt aus der Unfallchirurgie, hat mir daraufhin zu einer Vollprothese geraten, genauer gesagt zu einer gekoppelten Prothese. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, wie es mit der Arbeit weitergehen soll. Ob überhaupt noch eine Belastung des Knies möglich sein würde. Ich bin gut beraten worden, welche Vorteile und Nachteile es gibt. Mir war klar, dass meine Beweglichkeit eingeschränkt bleibt, dass ich beispielsweise nur „hinkend“ eine Leiter würde hochsteigen können, da ich das linke Bein nicht mehr so beugen könnte. Für mich war aber besonders wichtig, dass ich weniger Schmerzen haben würde. Die Operation war am Ende die einzige Chance für mich, das Bein zu behalten. Ich habe den Ärzten vertraut.

 

Rückmeldung der Ärzte: Operation gut gelaufen

Natürlich hatte ich auch ein mulmiges Gefühl, denn bei der Operation wird quasi der Unterschenkel zur Seite gelegt. Wenn man sich das bildlich vorstellt, ist das schon ein komischer Gedanke. Die Narben hinterher sind enorm: 25-27 Zentimeter lang. Die Ärzte sagten aber gleich, dass alles gut gelaufen ist. Das hat mich erleichtert. Im Anschluss an die Operation war ich mehrere Wochen in der Reha, zur Krankengymnastik, zum Muskelaufbau und so weiter.

 

Beweglichkeit des Knies fast so wie früher

Mein erstes richtiges Erfolgserlebnis war, als ich nach vier Wochen die Gehhilfen beiseitestellen konnte. Damit war ich mir vorher so hilflos vorgekommen. Außerdem habe ich mich sehr gefreut, dass ich meine Arbeit als Motorenwickler weiter ausüben konnte. Das war meine größte Sorge. Mittlerweile bin ich wirklich sehr zufrieden. Ich kann mein Bein wieder so bewegen wie früher, nur nicht mehr so stark beugen. Fahrradfahren, Spazieren gehen, Treppensteigen, zuhause Werken oder Renovieren – all das geht, ganz ohne Schmerzen. Klar, man muss sich damit abfinden, dass man in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist – die Zeiten als „Gazelle“ sind halt vorbei!

 

Austausch der Knieprothese – Keine Angst vor der nächsten OP

Meine letzte Operation war 2007. Prothesen können jedoch sich im Verlauf lockern. Falls das noch einmal vorkommen sollte, habe ich vor der nächsten OP aber keine Angst mehr. Ich weiß jetzt: Es passiert nichts.

 

Fazit

„Ich bin froh, dass ich fast alles wieder machen kann. Meine Hoffnung von einem Leben ohne ständige Schmerzen hat sich erfüllt.“

 

Meine Tipps für die Entscheidungsfindung
  • Die Vorteile und Nachteile genau abwägen
  • Sich von einem Arzt erklären lassen, was genau einen erwartet
  • Sich klarmachen, dass eine Knieprothese auch Einschränkungen bedeutet

 

Meine Pros und Contras

Pro:

  • Ich habe endlich keine ständigen Schmerzen mehr. Wenn ich mein Knie doch einmal überlastet habe, lege ich einfach das Bein hoch
  • Meine Frau freut sich mit mir, dass ich alles hinter mir habe und wir wieder so viel zusammen machen können
  • Ich kann sogar wieder Fahrrad fahren, wenn ich den Sattel etwas höherstelle.

Contra:

  • Manches ist nicht mehr möglich, zum Beispiel Gartenarbeit im Knien. Aber es gibt für vieles eine Lösung: Wir haben uns Hochbeete angeschafft
  • Man kann das Bein nur bis zu einem gewissen Grad beugen – aber das wusste ich ja vorher
  • Es besteht das Risiko einer Wechseloperation, insbesondere bei jungen Patienten