Innovativer Eingriff am Klinikum Braunschweig: Erste thorakale Stentprothesen mit Seitenarm bei Aortenaneurysmen erfolgreich eingesetzt

18.12.2024

Das Klinikum Braunschweig hat erfolgreich die ersten Eingriffe mit einer neuen thorakalen Stentprothese mit Seitenarm durchgeführt. Diese Methode eröffnet Patientinnen und Patienten mit gefährlichen Aneurysmen des Aortenbogens eine minimalinvasive Behandlungsoption, die bisher nur an wenigen spezialisierten Zentren und Universitätskliniken zur Verfügung stand. Mit diesem hochmodernen Verfahren wird ein bedeutender Fortschritt in der regionalen Versorgung komplexer Aortenerkrankungen erzielt.

Eine lebensrettende Alternative zur offenen Operation
Ein Aortenaneurysma – eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader – stellt ein erhebliches Risiko für einen plötzlichen Riss der Gefäßwand dar, der in Minuten zum Verbluten führen kann. Ab einer bestimmten Größe ist daher eine schnelle Behandlung nötig. „Bisher mussten Patientinnen und Patienten mit Aneurysmen im Aortenbogen häufig große traumatische Operation mit Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine oder mindestens zwei Operationen über sich ergehen lassen: eine erste Operation zur Umleitung der Armarterie und eine zweite, um das Aneurysma mit einer Endoprothese zu stabilisieren,“ erklärt PD Dr. Wolfgang Harringer, Chefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Klinikum Braunschweig. „Mit der neuen thorakalen Stentprothese mit Seitenarm können wir diesen komplexen Eingriff jetzt in einem einzigen Kathetereingriff durchführen – das bedeutet weniger Belastung und eine deutlich schnellere Genesung.“

Die innovative Stentprothese besteht aus einem feinen Drahtgeflecht mit einer Kunststoffummantelung, das gezielt für den Einsatz im Aortenbogen konzipiert ist. Diese spezielle Konstruktion beinhaltet einen Seitenarm, der die Durchblutung wichtiger Arterien, wie der Arm- und Halsschlagader, sicherstellt. Für Patientinnen und Patienten mit hohem Operationsrisiko bietet diese Prothese erstmals eine minimalinvasive Alternative zur herkömmlichen offenen Operation.

Technische Ausstattung im Hybrid-OP sorgt für höchste Präzision und Sicherheit
Die Eingriffe werden im hochmodernen Hybrid-Operationssaal des Klinikums Braunschweig durchgeführt, der für komplexe gefäßchirurgische Eingriffe bestens ausgestattet ist. Durch die Kombination aus hochauflösender intraoperativer Bildgebung und dreidimensionaler Navigation können die Ärztinnen und Ärzte die Stentprothese millimetergenau platzieren. „Der Röntgendetektor in unserem Hybrid-OP ist an einem Roboterarm montiert und kann Bilder aus beliebigen Winkeln aufnehmen. Zusammen mit zuvor angefertigten CT-Aufnahmen, die während der Operation in Echtzeit integriert werden, erreichen wir eine extrem präzise Darstellung und können den Stent optimal positionieren,“ erläutert Dr. Dipak Raj Pahari, Oberarzt mit Schwerpunkt endovaskuläre Gefäßchirurgie.

Dr. Dipak Raj Pahari: Ein Spezialist für komplexe endovaskuläre Eingriffe
Dr. Pahari bringt umfangreiche Erfahrung in der Durchführung komplexer endovaskulärer Eingriffe mit und ist auf den Einsatz moderner Techniken zur Behandlung von Aortenerkrankungen spezialisiert. Seine Expertise und sein Engagement für die kontinuierliche Weiterentwicklung minimalinvasiver Techniken waren maßgeblich für die erfolgreiche Einführung dieser hochmodernen Prothese am Klinikum Braunschweig. „Durch den minimalinvasiven Eingriff verkürzt sich nicht nur die Operationszeit, sondern auch der Genesungsprozess. Unsere Patientinnen und Patienten benötigen meist nur wenige Tage zur Nachsorge und können oft bereits nach kurzer Zeit wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren,“ betont Bereichsleiter der Gefäßchirurgie Dr. Pahari. Die beiden Patientinnen und Patienten, die diese Behandlung am Klinikum Braunschweig erhalten haben, haben den Eingriff sehr gut überstanden und konnten bereits wenige Tage später wohlauf entlassen werden.

Ein wichtiger Meilenstein für die Gefäßchirurgie in der Region
Das Klinikum Braunschweig gehört zu den wenigen nicht-universitären Krankenhäusern in Deutschland, die über die technische Ausstattung und das spezialisierte Fachwissen verfügen, um diese hochkomplexe Technik anzuwenden. Mit den ersten erfolgreichen Eingriffen hat das Klinikum seine Position als modernes Zentrum für Gefäßchirurgie weiter gestärkt und bietet eine hochspezialisierte, wohnortnahe Behandlungsmöglichkeit, die bisher nur in großen Universitätskliniken zur Verfügung stand.

„Wir sind stolz darauf, unseren Patientinnen und Patienten nun diese innovative Behandlungsmöglichkeit anbieten zu können,“ resümiert Dr. Harringer. „Diese neue Technologie markiert einen entscheidenden Fortschritt in der Behandlung komplexer Aortenerkrankungen und wird zukünftig eine wertvolle Alternative zur herkömmlichen offenen Operation bieten.“

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