Neuste Technik diagnostiziert Gewebeveränderungen in der Lunge – präzise, schonend und höchst effizient

10.02.2023
Bildunterschrift: Volle Konzentration: Jeder Millimeter der Navigationsbronchoskopie wird auf dem Bildschirm verfolgt.

Bildnachweis: skbs

Extrem präzise, schonend und effizient – so lässt sich die neuste Technik beschreiben, die seit Kurzem in der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin im Einsatz ist. Das Hightech-Gerät ermöglichst elektromagnetische Navigationsbronchoskopie (ENB) – ein Verfahren, das die Abklärung pulmonaler Rundherde ( = eine Gewebe-Verdichtung in der Lunge) sicherer macht und die bereits bestehende Diagnostik ergänzt. Der Ärztliche Direktor Dr. Thomas Bartkiewicz sagt: „Wir sind sehr stolz, dass wir mit der elektromagnetischen Navigationsbronchoskopie unser Leistungsspektrum in der Pneumologie und Beatmungsmedizin auf optimale Weise erweitern konnten. Die ENB zählt zu den neusten Diagnostikverfahren, von dem auch unsere Patientinnen und Patienten im höchsten Maße profitieren werden.“

Eingesetzt wird die neue Technik dann, wenn ein Lungenrundherd, also eine Veränderung in der Lunge, abgeklärt werden muss. Fragen, die dann im Raum stehen, sind: Was ist die Ursache für die Gewebeveränderung? Und: Ist es möglicherweise ein bösartiger Tumor? PD Dr. Thomas Bitter, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin, erläutert die Vorgehensweise: „Die neue Technik benötigt als Ausgangslage ein Computertomografie-Bild (CT-Bild) eines Patienten oder einer Patientin. Auf dieser Basis erzeugt die Planungssoftware der ENB einen virtuellen 3D-Brochialraum. Mittels der Software wird das Ziel, der Rundherd, markiert und der Weg durch das Bronchialsystem analysiert und festgelegt.“ Auf diese Weise entsteht eine virtuelle Karte, die einen sensorgesteuerten Katheter schnell und präzise zum Ziel führt. Dr. Bitter: „Ziel ist es, auf diese Weise eine Gewebeprobe zu entnehmen, die anschließend im Labor analysiert werden kann.“

Fehlende Strahlenbelastung, eine niedrige Komplikationsrate und hohe Treffsicherheit sind die größten Vorteile der neuen Diagnostik. Dr. Bitter erläutert: „Die Lunge ist wie ein großer Baum aufgebaut mit unzähligen Ästen bis hin zur kleinsten Verästelung. Ein gut berechneter Weg zu einem Ziel ist daher die bestmögliche Voraussetzung, um an das Ziel zu gelangen.“

Profitieren werden von der neuen Technik alle Patientinnen und Patienten, bei denen ein „dringender Abklärungsbedarf“ besteht. Dr. Bitter erklärt: „Die sicherster Variante der Abklärung ist natürlich die operative Entfernung eines Rundherdes. Allerdings: Auch wenn sich die Techniken hier in den vergangenen Jahren entscheidend weiterentwickelt haben, verbleibt natürlich immer ein gewisses mit einer OP einhergehendes Risiko, welche man für Patienten ohne bösartige Rundherde gerne vermeiden möchte. Zudem scheuen viele Patienten gerade bei noch unklarer Diagnose eine OP oder haben Begleiterkrankungen, die eine OP oder die einhergehende Narkose erschweren.“ Neben der operativen Methode wurden bislang verschiedene Techniken entwickelt, periphere Rundherde auch ohne OP abklären zu können. Neben sonographisch (Ultraschall) oder computertomographisch gesteuerten percutanen (also von außen, durch die Haut) Punktionen spielt hier die Bronchoskopie (Lungenspiegelung) eine zunehmend wichtige Rolle. Schon seit langer Zeit ist es möglich mit speziellen Zangen unter Röntgenkontrolle Herde auch außerhalb des einsehbaren Bereiches zu punktieren. Bitter: „Leider ist, gerade bei kleineren Herden, die Treffsicherheit dieses Verfahrens, bei dem man die Punktionen nur mit einer Röntgenübersicht der Lunge kontrollieren kann, recht überschaubar.“

Das neue Gerät ist daher ein großer Fortschritt für alle Patienten mit einem unklaren und abklärungsbedürftigen Rundherd in der Lungenperipherie. Der Chefarzt der Pneumologie freut sich: „All diesen können wir jetzt in unserem Portfolio der diagnostischen Möglichkeiten eine neue, schonende und hochpräzise Methode anbieten. Ich gehe davon aus, dass dieses Verfahren binnen weniger Woche Teil unserer klinischen Routine wird, auf das wir nicht mehr verzichten möchten und das mehrmals pro Woche zur Anwendung kommen wird.“

Fakten:

Als großes und zertifiziertes Lungenkrebszentrum behandelt die Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin jährlich stationär etwa 2000 Patienten. Zusätzlich werden Patienten in mehreren Spezialambulanzen behandelt. In den Tumorkonferenzen erörtern die Spezialisten derzeit die Krankheitsbilder von 20 bis 30 Patient:innen jede Woche, zudem in weiteren Spezialkonferenzen eine große Zahl an Patienten zum Beispiel mit Lungenfibrose oder schwerer COPD bzw. schwerem Lungenemphysem.