„Es geht um bestmögliche Versorgung“
Eine gemeinsame Patientenversorgung mit wohnortnaher Behandlung – das ist der Fokus einer neuen Kooperation zwischen dem Klinikum Braunschweig und dem Klinikum Wolfsburg, die am 1. Juli dieses Jahres gestartet ist. Prof. Dr. Zweckberger, Chefarzt der Neurochirurgie am Klinikum Braunschweig, ist zusätzlich neuer Ärztliche Leiter der Klinik für Neurotraumatologie und Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Wolfsburg. Wie es zu der Zusammenarbeit kam, was sie für Patient:innen bedeutet und warum auch Mitarbeitende davon profitieren – darüber sprachen wir mit Prof. Zweckberger im Interview.
Was war die Ausgangslage – wie kam es zu der Kooperation?
Prof. Dr. Zweckberger: Die Idee der Kooperation ist, dass die Patientenversorgung in der Region Braunschweig-Wolfsburg, auch für komplexe Krankheitsbilder, gestärkt wird. In Wolfsburg gibt es zwar eine Neurotraumatologie und eine Wirbelsäulenchirurgie, aber keine Neurochirurgie. Das Klinikum Braunschweig hingegen ist ein Haus der Maximalversorgung und bietet alle neurochirurgischen Behandlungen an. Dazu zählt beispielsweise die Hirntumorchirurgie, Schädelbasischirurgie und Behandlungen von Gefäßmissbildungen im Gehirn und an der Wirbelsäule. Mit einem Leitungswechsel in Wolfsburg wurde über neue Konzepte und Verbesserungsmöglichkeiten für die gesamte Region nachgedacht – so wurde der Grundstein für die Kooperation gelegt.
Welchen Part hat das Klinikum Braunschweig inne?
Prof. Dr. Zweckberger: Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen an der Wirbelsäule oder mit einem Schädel-Hirn- oder Wirbelsäulentrauma werden primär am Klinikum Wolfsburg versorgt. Bislang gab es aber keine Möglichkeit Patienten mit z. B. Hirntumoren, Schädelbasistumoren oder Gefäßmissbildungen heimatnah zu beraten und zu behandeln. Hier bringen wir viel Expertise ein. Patientinnen und Patienten aus Wolfsburg und dem Umland werden vorab in einer regelmäßigen Sprechstunde am Klinikum Wolfsburg beraten. Operationen im Gehirn oder an der Wirbelsäule, die einen hohen technischen Aufwand benötigen, werden dann in der Neurochirurgischen Klinik in Braunschweig durchgeführt, z. B. die Entfernung von Hirntumoren, das Clippen von intrakraniellen Aneurysmen oder die Behandlung von Pathologien im Rückenmark. Dazu stehen in Braunschweig hochmodern ausgestattete OP Säle mit modernsten Mikroskopen mit Verwendung von Fluoreszenz und intraoperativer Angiographie, Neuromonitoring und Neuronavigation zur Verfügung. Je nach Erkrankung erfolgt dann die Weiterbehandlung wieder heimatnah in Wolfsburg bei den Kollegen der Neurologie, Onkologie, Strahlentherapie oder am Cancer Center in Wolfsburg. Das ist ganz wichtig. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet dies eine heimatnahe Nachsorge.
Wie sehen Sie den Wert einer solchen Kooperation für die Zukunft?
Prof. Dr. Zweckberger: Für mich ist dies ein sehr gutes Beispiel für den gelungenen Start einer Kooperation. Alle Beteiligten profitieren von der Zusammenarbeit, schlussendlich am meisten unsere Patientinnen und Patienten. Geplant ist beispielsweise auch die Etablierung eines Schmerzzentrums zusammen mit der Anästhesiologischen Klinik in Wolfsburg, in dem auch Patientinnen und Patienten aus Braunschweig behandelt werden können. Wenn zukünftig gemeinsame Fortbildungen stattfinden oder medizinisches Personal zwischen den Standorten rotieren kann, ist dies ebenfalls eine positive Entwicklung und führt zur Stärkung beider Standorte. Um dem Anspruch medizinscher Exzellenz, insbesondere bei immer knapper werdenden personellen und strukturellen Ressourcen in der Zukunft gerecht werden zu können, müssen große überregionale Zentrumsstrukturen entstehen und sich – insbesondere die großen kommunalen Häuser mehr und mehr zusammenschließen. Der Fokus ist dabei, eine bestmögliche Versorgung für die Bevölkerung zu etablieren– das ist der Kern, um den es geht.