Allgemeine Hinweise:

Vor Durchführung der Lumbalpunktion sind die Indikationen und Kontraindikationen zu prüfen, die Entnahme des Liquors setzt das Einverständnis des einwilligungsfähigen Patienten voraus! Die Punktion muss von Ärztinnen/Ärzten durchgeführt werden, die über entsprechende Erfahrung verfügen oder unter deren Aufsicht erfolgen. Die Auswahl der Punktionsnadel kann das Auftreten postpunktioneller Komplikationen beeinflussen, welches mit zunehmendem Nadeldurchmesser steigt.

Der Erregernachweis im Liquor wird durch eine antibiotische Therapie erschwert, daher empfiehlt es sich, soweit klinisch vertretbar, eine Abnahme für eine Liquorkultur vor Behandlungsbeginn durchzuführen. Weiterhin wird empfohlen, gleichzeitig Blutkulturen abzunehmen, Nasen-/Rachenabstriche und Hautbiopsien von Petechien können ebenfalls indiziert sein. Bakterien, Viren, Mykobakterien, Pilze und Parasiten können eine ZNS-Infektion verursachen. Je nach Alter, Immunstatus, Grundkrankheit oder Auslandsaufenthalt variiert das mögliche Erregerspektrum. Bei Neugeborenen überwiegen Keime, die während der Geburt aus dem mütterlichen Genitaltrakt übertragen werden (z.B. E.coli, Streptococcus agalactiae). Bei Kleinkindern finden sich häufig N.meningitidis, S.pneumoniae und H.influenzae. Bei immunsupprimierten Patienten kommen dagegen L.monozytogenes, Nocardien, Enterobakteriaceae, Kryptokokken, Schimmelpilze und T.gondii gehäuft vor.

Bei Hirnabzessen sind zumeist anaerobe Keime wie Peptostreptococcus spp., Fusobacterium spp., Prevotella spp., Staphylokokken und Streptokokken mitbeteiligt.
Nach neurochirurgischen Eingriffen und Traumen finden sich auch Gram-negative Keime, bei Z.n. Liqour-Shuntanlage finden sich meist Staphylococcus spp., coryneforme Bakterien und Propionibacterium spp..

Die Gewinnung von Liquor hat unter streng aseptischen Kautelen („maximal barrier precaution“) zu erfolgen (s. auch Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Liquorpunktion, diagnostische; zumindest zweimalige Hautdesinfektion der Punktionsstelle mit einem 70%igen alkoholischen o.a. für die präoperative Hautantiseptik geeigneten Präparat, sterile Abdeckung, steriler Kittel, sterile Handschuhe und steriles Anreichen).

 

 Spezifischer Hinweise 

         Entnahmearten

Lumbalpunktion: Die Lumbalpunktion erfolgt mit langer Hohlnadel zwischen dem 3. und 5. Lendenwirbeldornfortsatz, eine Punktion oberhalb LWK 2/3 sollte aufgrund der anatomischen Gegebenheiten vermieden werden. Die Punktion kann im Liegen oder Sitzen erfolgen, wobei nach Möglichkeit eine Kyphosierung der Wirbelsäule in ihrem unteren Abschnitt anzustreben ist.

Ventrikelpunktion: Die Ventrikelpunktion erfolgt im Rahmen operativer Eingriffe.

 

Subokzipitale Punktion: Eine Indikation für ein subokzipitale Punktion ergibt sich nur, wenn bei dringender Indikation lumbal kein Liquor gewonnen werden kann oder andere Gegebenheiten (pathologisch-anatomisch oder lokaler Abszess) eine Kontraindikation für eine Lumbalpunktion darstellen. Dabei können unter radiologischer Kontrolle 2 Zugangswege gewählt werden, der zisternale und der laterale Zugang. Auf eine ausreichende Fixierung des Patienten ist zu achten.

Liquorableitungssystem (Shunt): Shuntliquor wird unter streng aseptischen Kautelen abgenommen.

 

 

Liquorvolumen und Anzahl Abnahmeröhrchen

Liquor soll bei der Abnahme in sterile, dicht verschließbare Röhrchen abtropfen. In der Regel werden >=3 Röhrchen Liquor für mikrobiologische, molekularbiologische, zytologische und klinisch-chemische Analysen verwendet, wobei das 2. Röhrchen für die Bakterienkultur vorgesehen sein sollte. Die Menge für das 1. Röhrchen beträgt <= 1 ml, da es am ehesten kontaminiert ist, die Mindestmenge für die Kultur sollte nicht weniger als 2 ml betragen, für Mykobacterien sollte das Volumen >= 5 ml betragen. Die Röhrchen sind nach der Probengewinnung fest zu verschließen. Biopsie- und Abszessmaterial muss in einem Anaerobier-tauglichen Transportmedien zügig zum Labor gebracht werden.

 

    

Weiterführende Literatur:

Konsensusprotokoll zur Standardisierung von Entnahme und Biobanking des Liquor cerebrospinalis. Teunissen CE et al., J Lab Med 2010;34(1):1-12