Katheterablation von supraventrikulären Tachykardien

 Prof. Dr. Matthias Antz

Prof. Dr. Mat­thi­as Antz

Salzdahlumer Straße 90, 38126 Braunschweig
 Dr. Joelle Beauport

Dr. Jo­el­le Beau­port

Salzdahlumer Straße 90, 38126 Braunschweig
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Bei einer supraventrikulären Tachykardie handelt es sich um eine Vorkammer-Rhythmusstörung, die normalerweise nicht lebensgefährlich ist, aber sehr unangenehm sein kann. Die meisten Patienten haben dabei regelmäßiges Herzrasen (wie eine Nähmaschine), wobei auch Beschwerden wie Luftnot, Schwäche, Druck auf der Brust oder selten eine Ohnmacht auftreten können. Das Herzrasen beginnt und endet meist ganz plötzlich (wie beim Betätigen eines Schalters), kann aber auch nach dem Beginn kontinuierlich schneller werden und dann wieder kontinuierlich langsamer, bevor es endet („warmlaufen“ und „abkühlen“).

Zur genaueren Diagnose ist die Aufzeichnung eines EKGs während des Herzrasens notwendig und sollte unbedingt angestrebt werden. Bei supraventrikulären Tachykardien werden typischerweise 3 Arten von Herzrhythmusstörungen unterschieden:

  1. Eine AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT): Kreisendes Herzrasen aufgrund einer Zweiteilung der elektrischen Verbindung zwischen Vorhöfen und Herzkammern (langsame und schnelle Leitungsbahn im Bereich der Überleitungsstelle bzw. „Schaltzentrale des Herzens“; AV-Knoten)
  2. Eine AV-Reentry-Tachykardie bei akzessorischer Leitungsbahn (AVRT) / WPW-Syndrom: Kreisendes Herzrasen aufgrund einer angeborenen zusätzlichen Muskel-Leitungsbrücke zwischen Vorhof und Herzkammer
  3. Eine fokale atriale Tachykardie (FAT): Herzrasen durch wiederholte Fehlimpulse von Vorhof-Muskelzellen („falsche Zündkerze“, die zu schnell „feuert“).

Die AVNRT und AVRT/WPW-Syndrom sind angeboren (aber nicht direkt vererblich). Die Betroffenen haben aber meist das Herzrasen nicht von Geburt an. Die Mehrzahl der FAT entwickeln sich erst im Laufe des Lebens.

Wie ist der Ablauf der Behandlung?

Supraventrikuläre Tachykardien können grundsätzlich mit Medikamenten behandelt werden (meist Betablocker oder „Antiarrhythmika“). Alternativ besteht die Möglichkeit, diese durch eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU) weiter abzuklären und durch eine Katheterablation zu behandeln (gezielte Hitze-Verödung des Herzgewebes, von dem die Herzrhythmusstörung ausgeht und zwar durch Hochfrequenzstrom über einen Spezialkatheter). Bei der AVNRT und der AVRT führt die Katheterablation bei >95% der Patienten zur Heilung, so dass hier meist direkt zu einem Kathetereingriff geraten wird. Die Erfolgsrate bei der Verödung einer FAT ist etwas niedriger (60-80%), so dass diese oft zunächst medikamentös behandelt wird.

Vorbehandlung

Falls bereits eine medikamentöse Therapie der supraventrikulären Tachykardie besteht, wird diese 1-5 Tage vor der stationären Aufnahme abgesetzt. Hierzu geben wir im Vorfeld eine individuelle Empfehlung. Der stationäre Krankenhausaufenthalt für die Katheterablation einer supraventrikulären Tachykardie dauert meist 3-4 Tage.

Ablauf des Kathetereingriffs

Am Tag des Kathetereingriffs muss der Patient nüchtern sein. Der Kathetereingriff wird im elektrophysiologischen Herzkatheterlabor durchgeführt, meist in einem Dämmerschlaf (Sedierung). Der Eingriff dauert in der Regel 1-3 Stunden und erfordert stilles Liegen des Patienten. Nach örtlicher Betäubung werden mehrere Katheter über die Leisten- und manchmal auch zusätzlich über die Schlüsselbeinvene oder die Leistenarterie eingeführt und unter Röntgendurchleuchtung zum Herzen vorgeschoben. Letzteres ist schmerzlos, genauso wie das manchmal notwendige Durchstechen der Vorhofscheidewand (transseptale Punktion).

Über die Katheter werden Stimulationsimpulse an das Herz abgegeben („künstliches Herzstolpern“) und so versucht, das Herzrasen auszulösen (elektrophysiologische Untersuchung; EPU). So werden die supraventrikulären Tachykardien voneinander unterschieden. Ggf. werden zusätzlich auch Medikamente in die Vene verabreicht oder der Dämmerschlaf muss unterbrochen werden. Sobald die Diagnose gestellt ist, erfolgt die Behandlung (Katheterablation): Bei der AVNRT eine Verödung im Bereich des langsamen Anteils der Zweiteilung, bei der AVRT die Ablation der zusätzlichen Muskel-Leitungsbrücke und bei der FAT die Verödung des Ursprungsortes der Fehlimpulse (der „falschen Zündkerze“). Die Verödung selbst wird manchmal als leichter Druck in der rechten Schulter oder der Brust wahrgenommen, wogegen wir Schmerzmittel verabreichen können. Anschließend werden über die Katheter erneut Stimulationsimpulse an das Herz abgegeben, um sicherzustellen, dass die Herzrhythmusstörung nicht mehr auslösbar ist.

Abschließend werden die Katheter entfernt und Druckverbände auf den Punktionsstellen angebracht. Die Patienten werden im Bett zunächst auf die Überwachungsstation und dann auf ihr Zimmer zurückverlegt und müssen für 6-8 Stunden mit gestreckter Leiste Bettruhe einhalten. Wir überwachen dann weiterhin den Herzrhythmus über ein tragbares Dauer-EKG (Telemetrie).

Nachbehandlung

Am Morgen nach der Katheterablation erfolgt eine Ultraschalluntersuchung des Herzens von außen und ein EKG. Um die Leisten-Punktionsstellen zu schonen, sollten die Patienten nach der Katheterablation für 10 Tage schwere körperliche Belastungen vermeiden.

Welche Komplikationen können auftreten?

Schwere Komplikationen sind bei diesem Eingriff selten (<0,8%). Gelegentlich kommt es zu Nachblutungen oder Blutergüssen an den Katheter-Einführungsstellen, sehr selten (0,3%) zu Blutungen in den Herzbeutel. Selten ist eine Verletzung der Überleitungsstelle („Schaltzentrale des Herzens“; AV-Knoten) mit notwendiger Schrittmacher-Implantation (0,5-1% bei der AVNRT, ansonsten abhängig von der Lokalisation der zusätzlichen Muskel-Leitungsbrücke bei AVRT oder der „falschen Zündkerze“ bei der FAT). Außerdem selten (<1%) sind eine Lähmung des Zwerchfellnervs, ein Schlaganfall bei Behandlungen auf der linken Herzseite oder Eindringen von Luft (Pneumothorax) oder Blut (Hämatothorax) in den Brustkorb im Falle eines Zuganges über die Schlüsselbeinvene.

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