Digitalisierung - Hightech-Matratze im Inkubator: Mutter-Kind-Simulation erleichtert Frühchen den Start ins Leben

14.03.2019
(v.l.n.r.) Kinderkrankenschwester Carmen Mitsch und Abteilungsleiter Dr. Jost Wigand Richter sind Startklar für den ersten Testlauf.
Bildnachweis: Klinikum Braunschweig/Peter Sierigk
(v.l.n.r.) Dr. Thomas Bartkiewicz, Maximilian Blendinger und Inken Holldorf freuen sich über den Einsatz der Hightech-Matratze für Frühgeborene am Klinikum Braunschweig.
Bildnachweis: Klinikum Braunschweig/Peter Sierigk

835 Frühgeborene mit einem Gewicht unter 1500 g erblickten 2017 in Niedersachsen zu früh das Licht der Welt. Deutschlandweit sind es jährlich rund 8.000 dieser Babys. Diese 'Frühchen' haben häufig mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und müssen die ersten Lebenswochen in Brutkästen, sogenannten Inkubatoren, verbringen, und dass, obwohl enger Körperkontakt, Herzschlag, Atmung und Stimme der Eltern für die Neugeborenen besonders auch in diesem Alter bereits elementar sind, um außerhalb des Mutterleibes gut zu überleben und die fehlende Entwicklung nachzuholen.

Innovation in der Frühgeborenenversorgung

"Um diesen Malus auszugleichen, haben Entwickler des Stuttgarter Start-ups 'Babybe' eine spezielle bionische Hightech-Gelmatratze entwickelt, die dem Neugeborenen in der künstlichen Welt des Inkubators ein Gefühl von echter Körpernähe und elterlicher Geborgenheit vermittelt", erklärt Inken Holldorf, Leiterin der Techniker Krankenkasse (TK), Landesvertretung Niedersachsen. "Das Babybe-System ist eine beeindruckende digitale Innovation und hat das Potenzial, die Versorgung von Frühgeborenen noch weiter zu verbessern".

Bewegung, Atmung und Herzschlag werden auf das Baby übertragen

Die Neuentwicklung macht möglich, dass die Frühgeborenen im Brutkasten das Gefühl haben, auf dem Bauch- oder Brustbereich der Eltern zu liegen. Durch ein schildkrötenförmiges Gerät, das den Eltern auf den Oberkörper gelegt wird, werden Stimme, Herzschlag, Atmung und Körpergeräusche der Eltern aufgezeichnet und auf die Gel-Matratze, auf der das Frühchen liegt, übertragen. Mittels kleiner Lautsprecher wirken die Herztöne und die elterlichen Stimmen positiv auf den Säugling, führen sichtbar zu einer Entspannung und unterstützen seine psycho-soziale Entwicklung.

(v.l.n.r.) Kinderkrankenschwester Carmen Mitsch und Abteilungsleiter Dr. Jost Wigand Richter sind Startklar für den ersten Testlauf. (Bildnachweis: Klinikum Braunschweig/Peter Sierigk)

Städtisches Klinikum Braunschweig setzt erstmals in Niedersachsen Babybe-Matratze ein

"Wir freuen uns, dass wir als erstes Krankenhaus in Niedersachsen die Matratze erfolgreich auf der Kinder-Intensivstation einsetzen und im Stationsalltag erproben können", berichtet Dr. Thomas Bartkiewicz, Ärztlicher Direktor des Klinikums Braunschweig.

Dr. Jost Wigand Richter, Leitender Abteilungsarzt der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrischer Intensivmedizin über die Vorteile der innovativen Neuentwicklung: "Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Brutkasten, der lediglich eine schützende und wärmende Umgebung für das Frühgeborene herstellt, verhindert die neue Babybe-Matratze ein Abreißen der Verbindung zwischen Mutter, bzw. Vater und dem Kind, auch wenn dieses alleine im Inkubator liegt.

Start-up-Gründer: "Unsere Vision ist, Menschen zu helfen, eine Familie zu werden"

"Unsere Vision und Motivation ist, Menschen zu helfen, eine Familie zu werden. Daran werden wir auch in Zukunft intensiv arbeiten", erklären die Babybe-Unternehmer Raphael Lang und Maximilian Blendinger ihren ambitionierten Einsatz für Frühgeborene. "Babybe ist aus der Idee entstanden, dem zu früh geborenen Säugling das Gefühl zu geben, ganz nah bei der Mutter zu sein. Mittlerweile haben wir Babybe-Systeme in mehreren Ländern auf wichtigen Frühchenstationen mit der höchsten Versorgungsstufe. An mehreren Standorten in Deutschland läuft eine multizentrische Studie an, die den positiven Effekt der Matratze weiter untersuchen soll".

Für die Entwicklung der bionischen Matratze ist das Unternehmen im vergangenen Jahr mit dem 'Innovationspreis Mittelstand 2018' ausgezeichnet worden. Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) wurde dieses Projekt auf den Weg gebracht.

Multizentrische wissenschaftliche Studie überprüft die Effekte

Das Städtische Klinikum Braunschweig liefert im Rahmen der Kooperation, Daten für eine multizentrische wissenschaftliche Studie. Dafür soll das Babybe-System bei jedem teilnehmenden Frühchen vier bis acht Wochen zum Einsatz kommen.

"Das Gerät ist einfach zu handhaben und wird von unserem Personal und den Eltern gut angenommen", ergänzt Lydia Schneider, Stationsleiterin auf der Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin.

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