Pilotprojekt soll Medikation von Patienten nach Krankenhausentlassung optimieren

28.09.2017
Gemeinsam informierten sie die niedergelassenen Ärzte und Apotheker über das neue Pilotprojekt (von links): Cathrin Burs (Vorstand Apothekerkammer Niedersachsen),
Christopher Jürgens (Vizepräsident der Apothekerkammer Niedersachsen),
Ines Eder (Bezirksapothekerin),
Prof. Dr. Jan T. Kielstein (Chefarzt der Medizinischen Klinik V des Klinikums Braunschweig),
Hartmut Vaitiekunas (Chefapotheker des Klinikums Braunschweig), Dr. Oliver Marschal (Kassenärztliche Vereinigung), Magdalene Linz (Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen), Prof. Dr. Stephan Scherneck (TU Braunschweig) und Dr. Thorsten Kleinschmidt (Kassenärztliche Vereinigung).

Die Kassenärztliche Vereinigung Braunschweig, die Apothekerkammer Niedersachsen und das Klinikum Braunschweig engagieren sich gemeinsam zum Wohl ihrer Patienten – mit dem Pilotprojekt „Pharmazeutisches Entlassungsmanagement“. Während einer Informations-veranstaltung wurden jetzt niedergelassene Ärzte und Apotheker in Braunschweig über Inhalte und Ziele des neuen Pilotprojekts unterrichtet.

„Das Klinikum Braunschweig möchte mit seinen Partnern über die gesetzlich geforderten Regelungen zum Thema Entlassungsmanagement hinausgehen und einen Mehrwert für die Patienten, die niedergelassenen Ärzte und Apotheker bieten“, erläuterte Klinikum-Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert im Vorfeld. Hierbei gehe es vor allem um eine rechtzeitige Information des ambulanten Bereiches bezüglich der Medikation. Die Idee für das Pilotprojekt sei in einem Gespräch mit der Apothekerkammer entstanden, ergänzte Klinikum-Chefapotheker Hartmut Vaitiekunas.

Hintergrund ist ein neuer Rahmenvertrag zum Entlassmanagement in Krankenhäusern, der zum 1. Oktober 2017 in Kraft tritt. Im Fokus dieses verbindlichen Rahmenvertrags zwischen dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung, der kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Deutschen Krankenhausgesellschaft stehen die Bedürfnisse des Patienten. So wird an erster Stelle „die bedarfsgerechte, kontinuierliche Versorgung der Patienten im Anschluss an die Krankenhausbehandlung“ genannt. Hierzu gehört eine strukturierte und sichere Weitergabe versorgungsrelevanter Informationen. Das soll unter anderem mittels eines digitalen Medikationsplans erfolgen, den die Patienten auf Wunsch auch vom Klinikum Braunschweig erhalten. Das Besondere am Braunschweiger Pilotprojekt ist der Umstand, dass neben den niedergelassenen Ärzten zusätzlich die öffentlichen Apotheken mit eingebunden werden. Die Apotheker im Postleitzahlenbereich „381XX“ werden den digitalen Pilotprojekt soll Medikation von Patienten nach Krankenhausentlassung optimieren

Medikationsplan ebenfalls auslesen und gegebenenfalls ergänzen und verändern können. Seitens des Klinikums werden sich zunächst folgende Kliniken an dem Projekt beteiligen: die Medizinische Klinik III; Klinik für Hämatologie und Onkologie, die Medizinische Klinik IV; Klinik für Geriatrie und Rheumatologie sowie die Medizinische Klinik V; Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten.

„Mit der Einführung des bundeseinheitlichen Medikationsplans (BMP) wird es möglich sein, die Arzneimitteltherapie der Patienten schnittstellenübergreifend digital abzubilden. So kann zukünftig sichergestellt werden, dass sowohl Informationsverluste als auch Übertragungsfehler bei der Medikation vermieden werden“, betonte Christopher Jürgens, Vizepräsident der Apothekerkammer Niedersachsen.

Auch Dr. Oliver Marschal, Braunschweiger Kreisstellenvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, unterstrich die Bedeutung des Projektes: „Wir begleiten das Städtische Klinikum gern bei der Erfüllung des gesetzlichen Auftrages zum Entlassmanagement. Durch den Dialog wird es gelingen, eine gleichbleibend hohe Qualität in der Arzneimitteltherapie unserer Patienten sektorenübergreifend zu gewährleisten.“

Wissenschaftlich begleitet wird das Pilotprojekt von Prof. Dr. Stephan Scherneck, Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie der Technischen Universität Braunschweig. Prof. Dr. Scherneck definierte die Fragestellung folgendermaßen: „Die wissenschaftliche Begleitung dient der Evaluation dieses neuen Prozesses an der Schnittstelle stationär-ambulant. Können dadurch Medikationsfehler vermieden werden, werden Versorgungslücken geschlossen, kann dieser Prozess die Patientenzufriedenheit steigern?“ Die Resultate sollten wiederum der Verbesserung der Prozesse dienen.
Und so lautete das gemeinsame Fazit: "Dieses Projekt bietet die Chance alle am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen an einen Tisch zu holen und so gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten zu leisten."

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